„Willkommen Zuhause"
21.01.2005 bis 27.03.2005

Eröffnung 20.01., 19.30 Uhr
Begrüßung Edgar Siller, 1.Vorsitzender des Kunstvereins Schwäbisch Hall e.V.
Einführung Susanne Kessen (Bausparkasse Schwäbisch Hall AG)

Die aus dem Main-Tauber-Kreis stammenden Künstler Gert Bendel, geboren 1973, und Peter Freitag, geboren 1972 leben und arbeiten seit mehreren Jahren als freischaffende Künstler in Berlin und haben in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland Anerkennung gefungen.

Ihre aktuellen künstlerischen Arbeiten thematisieren Situationen das alltäglichen Wohnens sowie die Entstehung und Konstruktion von Wunschraumgebilden.

Für seine Arbeit "Zuhause" in der Galerie am Markt verschickt Gert Bendel vier Haushalte aus Berlin nach Schwäbisch Hall. Aus über 400 Umzugskartons baut er im vorderen Ausstellungsraum eine begehbare 4-Zimmerwohnung nach.

Auf den Pappwänden entfalten sich die Berliner Wohnungen verdichtet in dem provisorisch geschaffenen Wohnraum. Um sich aus verschiedenen Richtungen an das Grundbedürfnis "Zuhause" anzunähern, hat Gert Bendel für seine aktuelle Arbeit ganz unterschiedliche Familien und Paare in ihren Berliener Wohnungen besucht und Szenen ihres Alltags gefilmt.

Videoprojektionen zeigen dort die Protagonisten, wie sie in ihren privaten Räumen agieren und ihrer alltäglichen Routine nachgehen.

Wie bereits sein Campingprojekt "Zuhause Reisen", 2003, während dem er sechs Monate auf einem Dauercampingplatz am Berliner Stadtrand wohnte, weist "Zuhause" eine ähnliche Vorgehensweise auf. Bendel begibt sich auf eine Gratwanderung zwischen den privaten Räumen, Gewohnheiten und Ritualen anderer Menschen und seinem eigenem Erfahrungshorizont, indem er ständig zwischen der Rolle des Teilhabenden und des Beobachtenden, auch seiner eigenen Position, hin und her pendelt.

Peter Freitag widmet sich mit seinen Arbeiten im hinteren Raum der Galerie den von Einrichtungsvorschlägen aus Möbelhäusern und Werbebildern beeinflussten Erwartungen an die Gestaltung unseres Heims. Sowohl die lebensgroße Wandarbeit, als auch die Fotografien und Zeichnungen Peter Freitags thematisieren das "Glücksversprechen" von Wohnrauminszenierungen, unser Bedürfnis nach individueller Gestaltung und Ausdruck, nach Gemütlichkeit und Kommunikation befriedigen zu können.

Dabei wird die Frage offengelassen, inwieweit das Schema der Trauminszenierungen aus Werbebildern und Möbelhäusern unsere "individuellen" Dekorationen zu Hause beeinflusst, oder ob die inszenierten Bilder vielleicht doch bereits Abbild bestehender Realität sind.

Bereits in früheren Arbeiten beschäftigte er sich mit schematisierten Codes und Versprechen aus Werbeinszenierungen, die Einzug in unser Privatleben halten. So wurden z.Bsp. in der Serie der "Kommunikationsbeispiele" (1999-2002) durch minimale Manipulation der Quellbilder die Absichten und Funktionsweisen von Werbebildern aus Reiseprospekten bloßgestellt.

Kurator:Michael Klenk